Hexenschuss (Lumbago) – Plötzlich starke Rückenschmerzen



Bei einem Hexenschuss – in der Medizin Lumbago oder akute Lumbalgie genannt – handelt es sich um plötzlich auftretende, sehr heftige und stechende Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule mit nachfolgenden Bewegungseinschränkungen. Ausgelöst wird Lumbago meist durch abrupte oder ruckartige Alltagsbewegungen wie das Heben von Gegenständen, das Aufstehen aus dem Bett, das Bücken und Aufrichten sowie plötzliche Drehbewegungen und Verrenkungen. Statistisch gesehen erleidet fast jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben einen Hexenschuss. Dabei sind meist Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr betroffen.

 

Frau hat Rückenschmerzen

 

Definition: Was ist ein Hexenschuss?

Als Hexenschuss werden im Volksmund sehr starke akute Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule bezeichnet. Mediziner sprechen dabei auch von Lumbago oder akuter Lumbalgie. Ein Hexenschuss äußert sich in der Regel durch urplötzlich auftretende, sehr heftige, stechende Rückenschmerzen, meist im Lendenwirbelbereich. Diese Schmerzen sind so intensiv, dass sich der Betroffene anfangs kaum bewegen kann und eine Schonhaltung einnimmt. Die Folge sind starke Bewegungseinschränkungen bis hin zur Bewegungsunfähigkeit. In der Regel halten diese extremen Beschwerden aber nur ein bis zwei Tage an. Danach lassen die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen normalerweise allmählich wieder nach.

 

 

Lumbar region in human skeleton
Lendenwirbelsäule – Hier tritt der Hexenschuss auf

 

Wie kommt es zu einer Lumbalgie?

Ein Hexenschuss tritt meist urplötzlich in Folge ganz alltäglicher Bewegungen auf. So kommt es etwa häufig bei normalen Bewegungen wie dem morgendlichen Aufstehen aus dem Bett, dem Heben eines schweren Gegenstands sowie dem Bücken, Aufrichten oder Drehen zu einer Lumbalgie. Auch eine ruckartige, abrupte (Dreh-)Bewegung, eine ungünstige Körperhaltung oder eine Verrenkung kann einen Hexenschuss auslösen.

 

Arztsuche

Häufigkeit des Lumbago

Der Hexenschuss gehört zu den häufigsten Formen von Rückenschmerzen. So erleiden Statistiken zufolge zwischen 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal in ihrem Leben einen Hexenschuss. Betroffen sind meist Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Da die Wirbelsäule bei Menschen über 60 steifer und unbeweglicher ist, tritt ein Hexenschuss nach dem 60. Lebensjahr nur sehr selten auf.

Ursachen für einen Hexenschuss

Einem Hexenschuss können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. So kommen unter anderem die folgenden Krankheitsbilder und Veränderungen an der Wirbelsäule als Auslöser in Frage:

  • ausgeprägte Muskelverspannungen und Muskelzerrungen der wirbelsäuleneigenen Rückenmuskulatur
  • durch Wirbelkörper oder verspannte Rückenmuskeln verursachte Quetschungen, Einengungen oder Einklemmungen des aus dem Rückenmark austretenden Ischiasnervs
  • Blockaden eines Wirbelgelenkes der Lendenwirbelsäule
  • Zerrungen der Gelenkkapsel eines Wirbelgelenkes der Lendenwirbelsäule
  • Verschleißerscheinungen an den Wirbelgelenken der Lendenwirbelsäule
  • eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusio) oder ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) im Bereich der Lendenwirbelsäule (in diesem Fall treten zusätzlich sensorische und motorische Ausfälle auf)
  • Entzündungen im Bereich der Lendenwirbelsäule
  • Tumoren im Bereich der Lendenwirbelsäule

 

Entstehung einer Lumbalgie

Ausgelöst wird eine Lumbalgie meist ganz plötzlich durch ruckartige, abrupte oder ungeschickte Alltags- oder Drehbewegungen – sowohl im normalen Alltag als auch beim Sport. Hierzu gehören beispielsweise

  • das morgendliche Aufstehen aus dem Bett,
  • das Heben eines schweren Gegenstands in gebückter Haltung,
  • das Bücken nach unten,
  • das Aufrichten des Oberkörpers aus einer gebückten Haltung oder
  • das Drehen des Oberkörpers in einer ungünstigen Körperposition.

Bei diesen Bewegungen können sich zum einen die Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule verhaken und blockieren. Zum anderen kann die wirbelsäuleneigene Rückenmuskulatur verkrampfen und zerren. In der Folge können dann Nerven und Nervenfasern der Wirbelsäule eingeklemmt werden. Dies führt dann zu den für Lymbago typischen stechenden Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Darüber hinaus können auch eine ungünstige Körperhaltung, eine Verrenkung, falsche oder überhöhte Belastungen des Rückens, Verkühlungen und Unfälle zu einem Hexenschuss führen.

Hexenschuss durch schweres Heben

 

Symptome eines Hexenschusses

Sofort nach dem auslösenden Ereignis, beispielsweise nach dem Aufrichten des Oberkörpers aus einer gebeugten Haltung oder nach einer ruckartigen Drehbewegung des Oberkörpers, treten bei einem Hexenschuss sehr heftige und stechende Rückenschmerzen auf. Diese Schmerzen sind in den meisten Fällen auf den Bereich der unteren Lendenwirbelsäule beschränkt, können aber, wenn sie schon etwas länger bestehen, auch in das Gesäß, die Leiste oder den Oberschenkel ausstrahlen.

Die für Lymbago typischen Rückenschmerzen sind oft positionsabhängig und werden bei jeder noch so kleinen Bewegung zusätzlich verstärkt. Die Folge ist, dass sich die Rückenmuskulatur bei jeder kleinsten Bewegung krampfartig zusammenzieht und verspannt und der Betroffene sich kaum bis gar nicht mehr bewegen, strecken und aufrichten kann. Stattdessen nimmt er eine Schonhaltung ein und vermeidet jegliche Bewegungen im unteren Lendenwirbelsäulenbereich.

Die starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bei einer Lumbalgie dauern normalerweise nur etwa ein bis zwei Tage an. Danach lassen diese extremen Beschwerden in der Regel wieder allmählich nach. Spätestens vier Tage nach dem auslösenden Ereignis sollten die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen soweit abgeklungen sein, dass der Betroffene im Alltag bis auf leichte Schmerzen nicht mehr allzu stark beeinträchtigt ist.

Weitere mögliche Symptome bei einem Hexenschuss, die aber auf möglicherweise schwerwiegende Ursachen hinweisen, sind Taubheitsgefühle, Lähmungen und Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Stuhlgang.

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Diagnose von Lumbago

Um einen Hexenschuss diagnostizieren und dessen Ursache bestimmen zu können, ist eine sorgfältige Diagnostik und Untersuchung durch den behandelnden Arzt notwendig. Dieser kann die Diagnose Lumbago in der Regel sehr schnell anhand der Krankengeschichte (Anamnese), den Symptomen und einer körperlichen Untersuchung stellen. Im Rahmen eines Anamnesegesprächs befragt der Arzt den Betroffenen unter anderem zu vorangegangenen Verletzungen und Erkrankungen der Wirbelsäule wie Rückenproblemen, Bandscheibenvorfällen oder einem Hexenschuss, der Art, Dauer und Lokalisation der Beschwerden sowie eventuellen Begleitsymptomen wie Blasen- oder Darmstörungen.

Körperliche Untersuchung zur Diagnose einer Lumbalgie

Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung prüft der Arzt unter anderem die Muskelreflexe und die Beweglichkeit der Wirbelgelenke im Lendenwirbelbereich, um Blockierungen zu erkennen. Hierfür klopft er mit einem kleinen Hammer bestimmte Körperpunkte ab, um zu prüfen, ob ein Muskelreflex ausgelöst wird. Zudem führt er eine Sensibilitätsprüfung durch, um das Gefühlsempfinden im Lendenwirbelbereich und in den Beinen zu testen und so eventuelle Nervenschäden festzustellen. Hierfür streicht der Arzt mit einem spitzen Gegenstand über verschiedene Bereiche an den Beinen und den Füßen.

Bildgebende Untersuchungsverfahren zur Diagnose eines Hexenschusses

Als weiterführende Diagnosemethoden bieten sich bildgebende Untersuchungsverfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen (Sonographie), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) an. Auf diese Weise können schwerwiegende Ursachen ausgeschlossen bzw. spezielle Ursachen für einen Hexenschuss eindeutig erkannt werden. So lässt sich beispielsweise mithilfe einer Computertomographie klären, ob ein Bandscheibenvorfall für den Hexenschuss verantwortlich ist.

Behandlung eines Hexenschusses

Die Behandlung richtet sich zum einen nach dem Ausmaß der Beschwerden und zum anderen nach der Ursache der Erkrankung. Grundsätzlich wird der behandelnde Arzt zunächst versuchen, die Ursache des Lumbago festzustellen und zu beheben. Lässt sich jedoch nicht eindeutig feststellen, wodurch der Hexenschuss ausgelöst wurde, oder ist die Ursache nicht ohne weiteres behandelbar, steht die Therapie der Schmerzen im Vordergrund.

Zu den Behandlungsmaßnahmen, die dann – je nach Schwere der Schmerzen – zum Einsatz kommen, gehören insbesondere die medikamentöse Behandlung mit schmerzlindernden, entzündungshemmenden oder muskelentkrampfenden Mitteln. Vorübergehende Schonung und Bettruhe zur Entlastung des Rückens sowie die Wärmebehandlung mit Kompressen oder Wärmflasche zur Entspannung und Lockerung der Rückenmuskulatur verschaffen meist Linderung.

Diese Soforthilfemaßnahmen kann der Betroffene nach einem Hexenschuss auch selbst ergreifen. Erst wenn die Schmerzen länger als drei Tage anhalten, ist eine Selbstbehandlung nicht mehr möglich und man sollte einen Arzt aufsuchen.

 

Medikamentöse Behandlung von Lumbago

Welche Medikamente bei einem Hexenschuss am besten geeignet sind, hängt davon ab, wie stark die Schmerzen sind. Ist die Lumbalgie nur leicht ausgeprägt, reicht oft schon die Einnahme eines Antirheumatikums oder eines einfachen entzündungshemmenden Schmerzmittels in Tablettenform. Zur Auswahl stehen beispielsweise Mittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Diese Mittel dämpfen sowohl die Schmerzen als auch den Entzündungsreiz.

Zusätzlich können gegebenenfalls muskelentspannende Medikamente (sogenannte Muskelrelaxanzien), die entkrampfend auf die Muskulatur wirken, weiterhelfen, um die durch eine Muskelverspannung verursachten Schmerzen zu behandeln. Verursacht der Hexenschuss so starke Schmerzen, dass sich der Betroffene kaum noch bewegen kann, kann auch eine schmerzstillende und entkrampfende Spritze in den Gesäßmuskel oder direkt in das Schmerzgebiet (etwa in die Rückenmuskulatur oder an die Wirbelgelenke) notwendig werden. Auch lokale Schmerzsalben können bei einem Hexenschuss zum Einsatz kommen.

Wärmeanwendungen zur Behandlung von Lumbago

Als Soforthilfemaßnahme nach einem Hexenschuss bieten sich insbesondere auch Wärmeanwendungen in Form von

  • Wärmekompressen,
  • Wärmflasche,
  • Wärmesalben,
  • Wärmekissen,
  • Wärmepacks,
  • Wärmepflastern,
  • Heizkissen oder
  • Rotlichtbestrahlungen

an.

Auch ein heißes Bad oder eine heiße Dusche können nach einem Hexenschuss weiterhelfen. Die Wärme entspannt und lockert die Rückenmuskulatur und trägt so zur Linderung der Schmerzen und zur Verbesserung der Beweglichkeit und Durchblutung nach einem Hexenschuss bei.

 

Infrarotlampe Philips infraphil
Infrarotlampe für Rotlichtbestrahlung

Stufenbettlagerung nach einem Hexenschuss

Eine weitere Behandlungsmaßnahme nach einem Hexenschuss stellt die sogenannte Stufenbettlagerung dar. Dabei legt sich der Betroffene für etwa 20 bis 30 Minuten mit rechtwinklig gebeugten Beinen auf eine ebene Unterlage – entweder in Seitenlage mit angezogenen Beinen oder in Rückenlage mit den Unterschenkeln auf einem Stuhl oder Hocker. Auf diese Weise werden die Nerven, die Muskulatur und die Wirbelgelenke im Bereich der Lendenwirbelsäule entspannt bzw. entlastet und so die Schmerzen nach einem Hexenschuss gelindert.

Weitere Behandlungsmaßnahmen nach einem Hexenschuss

Im weiteren Verlauf bieten sich nach einem Hexenschuss unter anderem die folgenden Behandlungsmaßnahmen an:

  • Physiotherapie mit krankengymnastischen Übungen
  • Massagen zur Muskellockerung
  • Dehnübungen zur Lockerung der verkrampften Rückenmuskulatur
  • Ausreichende und regelmäßige Bewegung
  • Chirotherapie zum Einrenken blockierter Wirbel
  • Ergotherapie
  • Entspannungsverfahren
  • Akupunktur

 

 

Heilungsaussichten bei Lumbago

Ein Hexenschuss hält in der Regel nicht lange an. Wird er mit Soforthilfemaßnahmen wie schmerzstillenden, muskelentspannenden und entzündungshemmenden Medikamenten, Wärmeanwendungen, vorübergehender Schonung und Stufenbettlagerung behandelt, gehen die typischen Rückenschmerzen in den meisten Fällen innerhalb von drei bis fünf Tagen, spätestens aber innerhalb einer Woche, zurück oder verschwinden vollkommen.

Die Heilungschancen sind also generell als sehr gut zu betrachten. Jeder zweite Betroffene hat etwa sieben Tage nach dem Hexenschuss keine Beschwerden mehr. Bei einigen können die Beschwerden aber auch zwei bis sechs Wochen in leichter Form weiter anhalten, ehe sie wieder vollkommen verschwunden sind.

Arztsuche

In sehr seltenen Fällen liegen dem Hexenschuss ein Bandscheibenvorfall oder andere schwerwiegende Ursachen zugrunde, die die Genesung nach einem Hexenschuss verzögern und gegebenenfalls sogar eine Operation notwendig machen. Hinweise auf schwerwiegende Ursachen sind beispielsweise Störungen der Blasenfunktion oder des Stuhlgangs sowie Taubheitsgefühle, Lähmungen und Bauchbeschwerden. In diesem Fall sollte der Betroffene sofort einen Arzt aufsuchen.

Das Risiko, dass nach der Genesung ein erneuter Hexenschuss auftritt, lässt sich durch vorbeugende Maßnahmen wirksam verringern. Hierzu gehören insbesondere das Rückenmuskeltraining, die Rückenschule und die Physiotherapie. Und auch regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivität, insbesondere bei Patienten, die eine sitzende Tätigkeit ausüben, kann die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Lumbalgie herabsetzen.

Vorbeugung vor einem Hexenschuss

Eine gesunde Lebensweise sowie ein wirksames Rückenmuskeltraining helfen, einem Hexenschuss vorzubeugen. Zu einer gesunden Lebensweise gehören insbesondere

  • regelmäßige körperliche Bewegung,
  • eine gesunde Ernährung,
  • die Vermeidung von Übergewicht und
  • ausreichend Entspannungspausen in Alltag und Beruf.

Ein wirksames Rückenmuskeltraining, etwa im Rahmen von Rückenschule bzw. Rückentraining oder Physiotherapie, trägt dazu bei, die Rückenmuskulatur langfristig zu stärken und zu kräftigen. Die Wirbelsäule wird dadurch entlastet und unterstützt. Ein Hexenschuss oder wiederkehrende Rückenschmerzen können so wirksam verhindert werden.

 

Rückenschule zur Vorbeugung vor einem Hexenschuss

Im Rahmen der sogenannten Rückenschule erfolgt ein umfassendes Rückenmuskeltraining mit bestimmten Muskelübungen zur Stärkung und Kräftigung der Rückenmuskulatur. Zudem informiert die Rückenschule über den Aufbau und die Funktion des Rückens und der Wirbelsäule sowie das Ausmaß der Rückenbelastung bei verschiedenen Körperhaltungen. Teilnehmer trainieren im Rahmen der Rückenschule also nicht nur ihre Rückenmuskulatur, sondern lernen auch Verhaltensregeln, die einem Hexenschuss vorbeugen. So lernen Sie beispielsweise, dass Gegenstände mit geradem Rücken aus der Hocke angehoben werden sollten und dass schwere einseitige Belastungen zu vermeiden sind.

Physiotherapie zur Vorbeugung vor einem Hexenschuss

Die Physiotherapie zielt auf eine Kräftigung der Rücken-, Bauch-, Rumpf- und Beckenbodenmuskulatur sowie eine Entlastung und Unterstützung der Wirbelsäule ab, um einem erneuten Hexenschuss vorzubeugen. Dies geschieht mit krankengymnastischen Übungen für den Rücken und den Bauch unter physiotherapeutischer Anleitung. So werden im Rahmen der Physiotherapie unter anderem Streckbehandlungen und Spannungsübungen durchgeführt und rückenschonende Bewegungsabläufe erlernt und geübt.

Sport zur Vorbeugung vor Lumbago

Zu den Sportarten, die sich eigenen, um einem Hexenschuss vorzubeugen, gehören unter anderem:

  • Schwimmen
  • Radfahren
  • Yoga
  • Entspannungstraining
  • Rückentraining im Fitness-Studio