Skoliose


Bei einer Skoliose weicht die Wirbelsäule von ihrer natürlichen Doppel-S-Form ab. In der Regel handelt es sich dabei um eine Wachstumsdeformität, bei welcher es zu einer mehrdimensionalen Verkrümmung der Wirbelsäule kommt. Als Wachstumsdeformität wird die Skoliose bezeichnet, weil es sich um eine Erkrankung handelt, welche während des Wachstums einer Person, also im Kindes- oder Jugendalter, auftritt.

Was ist eine Skoliose und wie entsteht sie?

Der Begriff Skoliose leitet sich von dem griechischen Wort skolios = krumm ab. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei welcher diese seitlich verkrümmt ist und einzelne Wirbel verdreht sind.

Bei der Skoliose sind einzelne oder mehrere Wirbel bzw. Wirbelkörper sowie die entsprechenden Bandscheiben, Bänder und Gelenke so verdreht, dass sie nicht mehr ihre natürliche Form aufweisen. Die Deformation der einzelnen Wirbelkörper nennt man in der Fachsprache Torsion oder Torquierung. Mit der fortschreitenden Skoliose geht eine Versteifung des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes einher.

Durch diese seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule ist die Beweglichkeit vermindert. Die Skoliose lässt sich nicht durch eine gute Körperhaltung ausgleichen, sondern ist chronisch. Das bedeutet, dass sie dauerhaft bestehen bleibt und sich ohne entsprechende Therapie und Behandlung mit zunehmendem Alter verstärkt.

Wie häufig kommt eine Skoliose vor?

Zu der Häufigkeit der Erkrankung kann keine genaue Angabe gemacht werden, da nicht alle Ärzte die gleichen Bewertungskriterien anwenden. In der Regel spricht man ab einem Krümmungswinkel von 10° von Skoliose. Leichte Skoliosen treten deutlich häufiger auf. Skoliosen mit einem Krümmungswinkel > 10° werden mit ca. 2 % angegeben.

Form und Funktion der Wirbelsäule

Arzt mit Befund SkolioseDie gesunde Wirbelsäule erfüllt optimal ihre Funktion als Stütz- und Bewegungsorgan des Körpers. In der frontalen Ansicht ist die Wirbelsäule gerade und die einzelnen Wirbel sind unverdreht aufeinander aufgebaut. In der seitlichen Ansicht zeigt die Wirbelsäule stattdessen eine doppelte S-Form. Durch diese spezielle S-Form kann die Wirbelsäule Erschütterungen und Belastungen beim aufrechten Gehen abfangen. Neben dieser normalen Wirbelsäulenkrümmung kann jedoch auch eine Skoliose auftreten, bei der die Wirbelsäule von ihrer natürlichen Form abweicht.

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Ursachen der Skoliose

Bezüglich der Ursachen muss unbedingt zwischen der idiopathischen und der sekundären Skoliose unterschieden werden.

Ursachen der idiopathischen Skoliose

Die Ursachen der idiopathischen Form sind bis heute nicht genau bekannt. Etwa 90 % aller Skoliose-Fälle können zu dieser Art gerechnet werden. Man versucht diese Form der Erkrankung mit einem ungleichmäßigen Wachstum der Rückenmuskeln und der Wirbel zu erklären. Sie tritt häufiger bei Mädchen auf und am häufigsten vor und während der Pubertät. Mädchen sind sogar sieben bis achtmal häufiger betroffen als Jungen. Es wird vermutet, dass sogenannte chromosomale Marker für die Entstehung der idiopathischen Form der Erkrankung verantwortlich sind.

Je nachdem, wann die Skoliose auftritt bzw. festgestellt wird, unterscheidet man nach den Altersabschnitten die Säuglingsskoliose, die infantile, die juvenile und die Adoleszentenskoliose.

Ursachen der sekundären Skoliose

Die sekundären Skoliosen machen etwa 10 % dieser Erkrankung aus. Sie entstehen in Folge einer anderen Grunderkrankung. Bei diesen Erkrankungen kann es sich beispielsweise um angeborene Fehlbildungen der Wirbelkörper handeln. Weitere Erkrankungen, die für die Entstehung der sekundären Form der Erkrankung verantwortlich sind, können beispielsweise Erkrankungen der Muskeln und Nerven (neuromyopathische Skoliosen wie zum Beispiel bei Muskelschwund oder Lähmungen), des Bindegewebes (z.B. Marfan-Syndrom) und des Stoffwechsels sein.

Symptome einer Skoliose

Charakteristisch für die Erkrankung ist die Verdrehung der Wirbel. Dadurch entsteht im Bereich der Brustwirbelsäule ein sogenannter Rippenbuckel durch das Hervortreten der Rippen nach hinten. Auf der Gegenseite kommt es stattdessen zu einer Abflachung des Brustkorbs und damit zum sogenannten Rippental. Die typische Verkrümmung der Wirbelsäule kann man bei Betrachtung des Rückens je nach Schweregrad mit bloßem Auge erkennen.

Minimale Abweichungen der Achse sind sehr häufig und in der Regel nicht mit bloßem Auge erkennbar. Selbst eine leichte Verkrümmung der Wirbelsäule ist nicht unbedingt äußerlich erkennbar. Bei den schweren Formen der Skoliose, welche auch ohne weitere Untersuchungen ersichtlich sind, hängt beispielsweise die eine Schulter tiefer als die andere und das Becken steht schief. In diesem Fall steht auch das eine Schulterblatt etwas weiter als das andere heraus. Des Weiteren können sich auch ein einseitiger Rippenbuckel und ein Lendenwulst bilden.

Die Erkrankung kann zwar auch schon bei Säuglingen auftreten, in der Regel treten die typischen Symptome der idiopathischen Skoliose jedoch erst im Alter von zehn bis zwölf Jahren auf.

Zunächst werden durch die Skoliose keine Schmerzen bei den Betroffenen hervorgerufen. Bis zum ca. 30. Lebensjahr hat die Erkrankung nur sehr selten weitere Auswirkungen oder Konsequenzen. Doch mit der Zeit kann sich die Deformität verschlimmern und die Wirbelsäule nutzt sich durch die Verkrümmung verstärkt ab. Daher kann eine unbehandelte Skoliose im fortschreitenden Alter zu erheblichen Beschwerden führen. Diese Beschwerden bestehen beispielsweise in einer krankhaften Verkürzung des Rumpfs, wodurch auch die inneren Organe belastet werden können.

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Diagnose einer Skoliose

Da eine minimale oder eine leichte Skoliose in der Regel bis zum ca. 30. Lebensjahr keine Beschwerden verursacht, bleibt sie häufig unentdeckt oder wird nur zufällig diagnostiziert. Oft sind es die Eltern, die bei ihren Kindern die Verkrümmung der Wirbelsäule entdecken.

Die Diagnose kann meistens durch eine körperliche Untersuchung gestellt werden. Besteht Unklarheit über das Ausmaß der Verkrümmung, kann ein Röntgenbild Auskunft über den Schweregrad der Erkrankung geben.

Da es sich in den meisten Fällen um idiopathische Skoliosen handelt und diese bei Kindern und Jugendlichen auftreten, also bei Menschen, bei denen sich auch die Wirbelsäule noch im Wachstum befindet, kann sich die Deformität auch in sehr kurzer Zeit verschlimmern. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass eine Skoliose möglichst früh erkannt wird, sodass entsprechende Therapien angewendet werden können. Denn bei einer frühzeitigen Diagnosestellung und einer spezifischen Behandlung sind die Heilungschancen bei einer nicht zu stark ausgeprägten Verkrümmung der Wirbelsäule relativ gut.

Aufgrund der möglichen, schnellen anatomischen Veränderungen der Wirbelsäule sollten Patienten oder deren Eltern auch leichte Skoliosen ernstnehmen und regelmäßig von einem Facharzt kontrollieren lassen. Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto früher kann mit entsprechenden Behandlungsmaßnahmen begonnen werden. Allerdings ist die Prognose umso schlechter, je früher eine Skoliose auftritt. Für ein fortschreitendes Fehlwachstum in der Wachstumsphase des Kindes verbleibt dann nämlich mehr Zeit.

Arzt behandelt Kind mit StützkorsettBehandlung einer Skoliose

Die Therapie einer Skoliose ist nur möglich, solange der betroffene Patient sich noch im Wachstum befindet. Je nach Schweregrad und Ausprägung der Verkrümmung können entsprechende Behandlungsmaßnahmen eingesetzt werden. In der Regel gilt, dass eine Therapie bei einer Verkrümmung der Wirbelsäule höher als 20 Grad notwendig ist. In den meisten Fällen verordnet der behandelnde Arzt eine krankengymnastische bzw. physiotherapeutische Therapie über Jahre hinweg.

Die Skoliose sollte regelmäßig von einem Arzt, gegebenenfalls mittels Röntgenaufnahmen, kontrolliert werden. Je nach Schweregrad der Erkrankung ist eine Röntgenkontrolle einmal im Jahr empfehlenswert. Wird eine Skoliose nicht behandelt, kann es zu einer fortschreitenden Verkrümmung der Wirbelsäule kommen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer sogenannten Progredienz von bis zu 7° innerhalb von zwölf Monaten.

Bei einer leichten Skoliose reicht in der Regel eine spezielle Krankengymnastik unter Anleitung. Je nach Alter des Patienten und Schweregrad der Verkrümmung kann unterstützend auch ein individuell angepasstes Korsett hilfreich sein, um die Wirbelsäule zu begradigen. Allerdings lehnen viele Kinder und Jugendliche das Tragen einer sogenannten Orthese am Körper ab. Doch im Rahmen einer Studie konnte gezeigt werden, dass junge Patienten mit einer entsprechenden psychologischen Unterstützung das Tragen einer Orthese besser annehmen.

Nur bei einer stark ausgeprägten Skoliose und entsprechenden Symptomen wie Rückenschmerzen sollte eine Operation in Betracht gezogen werden.

Vorbeugung einer Skoliose

Die Ursache der idiopathischen Form ist bis heute nicht genau bekannt. Außerdem tritt diese Form in der Regel bereits im Kindesalter auf. Aus diesem Grund gibt es keine Maßnahmen, um einer idiopathischen Skoliose vorzubeugen.

Anders als früher vermutet, entsteht eine Skoliose nicht durch eine Fehlhaltung oder das einseitige Tragen einer Schultasche. Es ist daher umso wichtiger, dass die Verkrümmung früh erkannt, behandelt und kontrolliert wird. Die Prognose ist relativ gut, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. Wichtig ist hierbei, die konsequente und disziplinierte Therapie. In der Regel handelt es sich um krankengymnastische Übungen und das zusätzliche Tragen eines Korsetts. Bei einer sehr stark ausgeprägten Deformität der Wirbelsäule, durch welche zum Beispiel auch die Lungenfunktion beeinträchtigt werden kann und eine Operation nötig wird, sollte die Behandlung bzw. die Operation möglichst in sehr jungem Alter erfolgen. Je jünger der betroffene Patient ist, desto besser lässt sich die verkrümmte Wirbelsäule begradigen.

Die Therapie einer Skoliose ist vor allem auch deshalb ratsam, da sie sich bei Nichtbehandlung verschlimmert. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Eltern ihre Kinder bei der Therapie unterstützen.