Spondylodese


Bei einer Spondylodese handelt es sich um eine operative Versteifung der Wirbelsäule. Dabei werden einzelne Wirbelkörper durch Platten und Schrauben miteinander verbunden. Eine Wirbelsäulenversteifung wird nur bei schwerwiegenden Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule durchgeführt, etwa nach unfallbedingten Wirbelbrüchen.

Ziel der Spondylodese ist die Erhaltung der Wirbelsäulenstabilität.

Röntgenbild einer Spondylodese und Bild der Patientin
Wirbelsäule vor und nach einer Spondylodese-Operation bei einer Skoliose-Patientin

Definition: Was ist eine Spondylodese?

Die Spondylodese ist die Versteifung der Wirbelsäule. Sie kann teilweise oder komplett durchgeführt werden. Dabei werden die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbunden. Die Spondylodese schränkt die Beweglichkeit der Wirbelsäule teilweise oder komplett ein. Diese Versteifung entsteht, da mehrere Wirbel über Platten und Schrauben miteinander verbunden werden. So können die Wirbelkörper ihre Funktion als Gelenke nicht mehr ausüben.

Die Spondylodese muss zum Beispiel bei Skoliose, nach einem Unfall oder einem Abbau der Knochenstrukturen angewendet werden, wenn die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigt ist.

Die Wirbelsäulenversteifung ist eine große und invasive Operation des Rückens. Sie kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Spondylodese lässt keine weiteren Operationen zu, die eine Verbesserung der Statik ermöglichen können. Da die Wirbelversteifung nicht mehr umgekehrt werden kann, ist sie der absolut letzte Schritt für Ärzte und Patienten, um ein Krankheitsbild behandeln zu können.

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Wann ist eine Wirbelsäulenversteifung notwendig?

Die Erkrankungen der Wirbelsäule, die eine Spondylodese erfordern, sind schwerwiegend. Auch gravierende Verletzungen an den Wirbelkörpern oder der Wirbelsäule nach einem schweren Unfall bedingen die Versteifung der Wirbelsäule durch eine Spondylodese. Die Beweglichkeit zwischen den Wirbeln muss, je nach Ausmaß der Verletzung, teilweise oder komplett eingeschränkt werden.

Die Entscheidung für eine Form der Spondylodese hängt von dem Ausmaß der Verletzung der Wirbelsäule ab. Die Versteifung der Wirbelsäule dient dazu, deren Stabilität zu erhalten und wichtige Strukturen zu schützen. Eine Instabilität kann Strukturen wie das Rückenmark oder die Aorta gefährden. Zusätzlich sind innere Organe nicht mehr ausreichend gesichert. Die Spondylodese kann diese Schutzfunktion wiederherstellen.

Damit eine Spondylodese richtig eingesetzt wird und die Stabilität der Wirbelsäule rekonstruiert werden kann, ist es für die Ärzte entscheidend zu wissen, wie die Wirbelkörper und die Wirbelsäule verletzt sind. Dies geschieht durch eine umfangreiche Diagnose mithilfe einer Röntgenuntersuchung und der Magnetresonanztomographie. Anhand dieser können die Ärzte beurteilen, ob ein Wirbelgleiten oder gegebenenfalls ein Wirbelbruch vorliegt. Bei einem Bruch geben die Aufnahmen Aufschluss darüber, welche Art von Fraktur besteht. Dies entscheidet wiederrum über die Art der Spondylodese.

Wirbelbruch und Wirbelgleiten als Ursachen

Wirbelbrüche werden meist durch schwere Unfälle verursacht, zum Beispiel einen Sturz aus großer Höhe. Dabei kann es zu Berstungsbrüchen kommen. Wichtig für die anschließende Wirbelversteifung mittels Spondylodese ist dann die Beurteilung, wie die Wirbel gebrochen sind. Die Richtung ist ausschlaggebend, um die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen. Dabei unterscheiden die Ärzte zwischen uni-, bi- und multidirektionalen Brüchen.

Doch auch beim Wirbelgleiten, bei dem ein Wirbelkörper verrutscht, kann eine operative Wirbelsäulenversteifung angezeigt sein. Häufig handelt es sich dann um eine Teilversteifung. Dabei kann der betroffene Wirbelkörper beispielsweise entfernt und durch eine Prothese ersetzt werden.

Die Versteifung der Wirbelsäule ist besonders häufig im Bereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule (LWS) notwendig.

Die menschliche Wirbelsäule frontal und von der Seite
Die gesunde Wirbelsäule von vorne (links) und von der Seite. Die Bandscheiben (blau) liegen zwischen den Wirbelknochen

Die Vorbereitung auf eine Spondylodese

Um eine gute und lückenlose Operationsvorbereitung zu gewährleisten, wird der Patient spätestens am Tag vor der Operation der Wirbelsäule stationär aufgenommen. Ein Vorgespräch mit dem Narkosearzt klärt den Patienten über mögliche Risiken der Narkose auf. Zusätzlich informiert sich der Arzt über Medikamente, die der Patient einnimmt. Nach Ermessen des Anästhesisten muss er diese unter Umständen absetzen. Bei älteren Patienten spielen in erster Linie Blutverdünner eine entscheidende Rolle. Diese können auch während einer Operation zur Wirbelsäulenversteifung zu großen Komplikationen führen.

Die notwendigen Voruntersuchungen vor einer Spondylodese werden in den meisten Fällen im Krankenhaus vorgenommen. Dazu gehört eine Blutentnahme für aktuelle Blutwerte, ein aktuelles Röntgenbild oder eine Magnetresonanztomographie. Letztere kann auch durch Voruntersuchungen ausreichen. Bei vielen Patienten ist zur exakten Einschätzung der Herzkreislauffunktionen zusätzlich ein EKG nötig.

Der Patient muss am Tag der Spondylodese-OP nüchtern sein.

Die Methoden einer Spondylodese

Je nach Ursache der Wirbelsäuleninstabilität kann eine nur anteilige oder eine komplette Spondylodese nötig sein. Bei einer Teil-Spondylodese verbinden die Ärzte lediglich einzelne benachbarte Wirbel, während eine komplette Spondylose einen längeren Abschnitt umfasst. Sieht der Eingriff beispielsweise vor, eine einzelne Bandscheibe durch ein Implantat zu ersetzen, werden nur die beiden Wirbelkörper ober- und unterhalb der betroffenen Bandscheibe befestigt.

Die Prothese kann ein sogenannter Cage sein: ein Körbchen aus Titan oder Kunststoff, das zwischen zwei Wirbelkörpern platziert und mit ihnen über Platten und Schrauben verbunden wird. Der operierte Abschnitt der Wirbelsäule ist jetzt versteift. Nach dem Einsatz der Platten und Schrauben zur Wirbelsäulenversteifung bringt der Operateur zusätzlich kleine Knochensplitter um die Metallteile ein. Sie beschleunigen und verbessern die Verknöcherung des operierten Wirbelsäulenbereichs.

Der Eingriff kann über zwei Zugänge erfolgen:

  • ventral: von vorne aus Richtung Bauch
  • dorsal: von hinten über den Rücken

Beide Verfahren können auch kombiniert angewendet werden.

Müssen bei der Spondylodese keine Teile der Wirbelsäule entfernt und keine Implantate eingesetzt werden, dann kann auch dieser Eingriff minimal-invasiv endoskopisch durchgeführt werden. Dabei ist eine permanente Röntgenkontrolle während der OP unabdingbar.

Ablauf der Operation

Die Spondylodese findet unter Vollnarkose statt. Vor dem Anbringen von Schrauben und Platten zur Versteifung der Wirbelsäule muss der Chirurg häufig Teile des Wirbelkörpers entfernen. Teilweise werden Wirbelkörper vollständig entnommen.

Das minimal-invasive Verfahren einer Wirbelsäulenversteifung ist technisch sehr anspruchsvoll, da der Zugang über sehr kleine Einschnitte erfolgt und der Chirurg das Operationsfeld nicht direkt sehen kann. Die OP-Instrumente werden innerhalb der Muskulatur platziert. Ihre Lage ist entscheidend für das Gelingen der minimal-invasiven Spondylodese.

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Mögliche Komplikationen und Risiken

  • Durch die Vollnarkose ergeben sich allgemeine Gefahren für das Herz-Kreislauf-System
  • Während der Operation könnten umliegende Strukturen der Wirbelsäule verletzt werden. Eine Beeinträchtigung von Nervenbahnen des Rückenmarks kann gravierende Folgen haben, weil es zu Einschränkungen in der Motorik oder dem Gefühlsempfinden führen kann
  • Außerdem sind während und nach der Spondylodese Materialbrüche der Implantate möglich, die eingesetzt wurden
  • Erfolgt der Eingriff über einen großen, offenen Schnitt, entsteht eine große Wundfläche, die anfälliger für Keime ist
  • Der Patient darf sich während der ersten acht Wochen nach der Spondylodese kaum bewegen. Dies wiederrum zieht ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose nach sich
  • Zusätzlich bekommt er einen Harnkatheter, der nach längerer Tragedauer zu Harnwegsinfekten führen kann

Da die Wirbelversteifung eine langwierige OP in einseitiger Lagerung ist, können auch alle innen liegenden Organe davon beeinträchtigt werden. Obwohl auch Rückenschmerzen durch eine Versteifung der Wirbelsäule behoben werden sollen, sind sie gerade im Anschluss an die Operation der Wirbelsäulenversteifung wahrscheinlich. Hinzu kommen die Wundheilungsschmerzen.

Die Spondylodese verursacht bei nicht minimal-invasiver OP einen langen Einschnitt, deren Narbenbildung zu Verwachsungen und Wucherungen führen kann. Langfristig können diese möglicherweise Beschwerden verursachen.

Rücken und gesunde Wirbelsäule
© freshidea / Fotolia

Die Nachbehandlung nach der Wirbelsäulenversteifung

Nach der Behandlung ist normalerweise kein außenliegendes Gerüst am Körper notwendig, das die eingesetzten Schrauben zusätzlich sichert. Direkt im Anschluss an die Spondylodese muss der Patient jedoch ein speziell angefertigtes Stützkorsett tragen.

Nach einer Wirbelsäulenversteifung darf der Patient für einen Zeitraum von ungefähr acht Wochen nur auf bestimmte Weise liegen und oft nicht sitzen. Diese Einschränkung hängt vom Bereich der operierten Wirbelsäule ab. Eine versteifte Lendenwirbelsäule (LWS) unterscheidet sich hierbei von einer Spondylodese der Halswirbelsäule (HWS).

Erst nachdem das spezielle Korsett langsam abgelegt wurde, kann im Rahmen einer Reha eine Physiotherapie beginnen. Diese ist wichtig und notwendig, um die operierte Wirbelsäule an ihre Aufgaben zu gewöhnen. Zusätzlich wird durch gezielte Übungen die Muskulatur wiederaufgebaut und trainiert. Eine gestärkte Rückenmuskulatur schützt gleichzeitig die Wirbelsäule vor erneuten Verletzungen.

Nach einer Spondylodese ist der Bewegungsfreiraum der Wirbelsäule eingeschränkt. Der Patient muss lernen, damit umzugehen, um sich in seiner neuen Situation zurechtfinden zu können. Eine gute Physiotherapie und Reha-Maßnahmen sind bei der Eingewöhnung absolut notwendig.

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Quellen:

  • Standardverfahren in der operativen Orthopädie und Unfallchirurgie, Ewerbeck, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2006
  • http://www.lexikon-orthopaedie.com/pdx.pl?dv=0&id=01890
  • Physiotherapie in der Orthopädie, Hüter-Becker, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009